Zeeb: „Das Kerngeschäft wird es nicht mehr geben“
Der niederländische Infrastrukturbetreiber Alliander erprobt in seiner Heimat in verschiedenen Smart-City-Projekten erfolgreich die Zukunft des Energiesystems. Im Interview mit der neuen energate-Publikation emw trends sprach Frank Zeeb, Vorstandsvorsitzender der hiesigen Alliander AG, darüber, wie sein Unternehmen die im Nachbarland gewonnen Erkenntnisse nach Deutschland bringt. Nachstehend lesen Sie Auszüge des Interviews.
energate: Herr Zeeb, wie bringen Sie die Projektideen von Alliander aus den Niederlanden nach Deutschland?
Zeeb: Wir betreiben in Heinsberg in Nordrhein-Westfalen das Strom- und das Gasnetz und haben dort eine Smart-City-Initiative aufgebaut. Heinsberg ist für uns eine Art Modellkommune – ein Schaufenster für Energieinfrastrukturen von morgen. Hier werden die Lösungen, die in den Niederlanden schon erprobt sind, für den deutschen Markt adaptiert. Hier zeigen wir, wie die Lösungen funktionieren und welche Vorteile sie den Kunden bringen.
energate: Um welche Lösungen geht es dabei konkret?
Zeeb: Das sind Digitalisierungslösungen, aber auch Software- und Plattformthemen. Ein Beispiel: Wir testen in unserem Schaufenster Heinsberg eine Lösung mit dem Namen Energy Exchange Enablers, kurz EXE. Vereinfacht gesagt erlaubt EXE dem Benutzer, seine Flexibilitäten, zum Beispiel die einer Wärmepumpe oder eines Speichers, in den Energiehandel zu integrieren. Dabei gleicht das System permanent den eigenen Energieverbrauch und die eigene Produktion mit den Marktpreisen ab und entscheidet automatisch, ob Energie gekauft, verkauft oder gespeichert wird. Ergebnis ist eine effektive Systemsteuerung mit gleichzeitiger Kostenoptimierung. Das gilt auch für unsere Mikronetz-Lösung ZOWN. Sie verbindet Unternehmen in Quartieren oder Arealnetzen untereinander, so dass sie ihren Verbrauch und ihre Erzeugung untereinander abgleichen können. So wird weniger Strom aus dem vorgelagerten Netz benötigt und die Netzkosten sinken.
energate: Was bedeutet das für Ihr klassisches Geschäft?
Zeeb: Das Kerngeschäft als solches wird es nicht mehr geben. Daher suchen wir heute schon aktiv den Dialog mit Kommunen und der Bürgerschaft. Was sind die Energiethemen, was sind die Verkehrsthemen, die die Menschen beschäftigen? Und wie schafft man ein Ökosystem, damit die Antworten auf diese Fragen möglichst effizient ineinander greifen? Wir haben weder mit Energieproduktion noch mit Stromhandel zu tun. Stattdessen schaffen wir Plattformen, um die Herausforderungen der neuen Energiewelt professionell und schnell zu meistern. Das ist eine völlig neue Strategie: Wir haben uns von einer klassischen, konzessionsgetriebenen Gesellschaft in eine kundenorientierte, lösungsorientierte Gesellschafft gewandelt und sind damit einer der zentralen Partner für die kommunale Energiewende.
Ausschnitt bei energate messenger.
Das vollständige Interview mit Frank Zeeb in der Ausgabe 1/18 in emw trends.