Alliander startet ersten Flexibilitätsmarkt in den Niederlanden
Flexibilitätsmanagement
Eine der größten Herausforderungen der Energiewende ist die Anpassung des Stromnetzes an die Eigenschaften von Erneuerbaren Energien. Im Gegensatz zu Kohle- und Atomverstromung, wird Grünstrom in dezentralen Anlagen generiert und ist von wetterbedingten Fluktuationen abhängig. Experten sehen die Lösung im Flexibilitätsmanagement, bei der in Reaktion auf das aktuelle Preisniveau oder die eigene Produktionskapazität bestimmt wird, wie viel Energie ins Stromnetz eingespeist oder ihm entnommen wird. Das erste Modell dieser Art wurde nun von Alliander in Nijmegen-Nord, Niederlande, umgesetzt.
Dort setzt der Netzbetreiber Alliander den sogenannten Flexibilitätsmarkt in einer Überbrückungsphase ein, um lokale Netzengpässe zu vermeiden, indem Stromangebot und -nachfrage zwischen Unternehmen lokal koordiniert werden. Diese war notwendig geworden, weil sich sowohl das Stadtquartier als auch der Ausbau von Wind- und Solaranlagen schneller entwickelte als geplant. Mit diesem Flexibilitätsmarktmodell kann Alliander darauf verzichten, vorrübergehend ein zusätzliches neues Stromkabel bis zur Fertigstellung des Stadtquartiers verlegen zu müssen, was erhebliche finanzielle Einsparungen bedeutet.
Vorteile der Energiewende ausschöpfen
Intelligente Steuerungssysteme nutzen lokale Batteriemodule um nachhaltig erzeugten Grünstrom zu speichern, sodass vorrübergehende Bedarfsspitzen das Netz nicht überlasten. Diese, bei Unternehmen aus der Region gespeicherten Energiepuffer, ermöglichen es, dass das Stromnetz auch in der knapp vier Jahre andauernden Umbauphase stabilisiert und eine Versorgungssicherheit garantiert wird. Alliander prüft deren weiteren Einsatz nun auch an weiteren Standorten.
Dass Pilotprojekte wie in Nijmegen-Nord immer wichtiger werden, um kostspielige dringliche Lösungen für Flexibilitätsprobleme in Zukunft zu vermeiden, wird auch durch die Studie „Power System Flexibility for the Energy Transition“ der Internationalen Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA) unterstützt. Frühzeitige Planung sei eine Voraussetzung, um die Vorteile der zunehmenden Sektorkopplung und den steigenden Anteil Erneuerbarer Energien ausschöpfen zu können, so die Studienautoren.
Plattformansatz für mehr Akzeptanz
Darunter fallen vor allem die zahlreichen Flexibilisierungsmöglichkeiten von kleineren, dezentralen Anlagen wie Wärmepumpen, elektrischen Wasserboilern, Klimaanlagen oder E-Fahrzeugen. Da die Anwendungen automatisch und unbemerkt Flexibilität liefern können, ist mit einer hohen Akzeptanz beim Endverbraucher zu rechnen.
Dabei gilt es, laut der Netzflexstudie der Deutschen Energieagentur dena, einen Plattformansatz zu adaptieren. Ein Multi-Use-Konzept ermöglicht es, flexibel auf marktliche oder regulatorische Änderungen zu reagieren und steigert die Wirtschaftlichkeit für Anlagenbetreiber. Gerade Stadtwerke und Energieversorger spielen durch ihre besondere regionale Verwurzelung eine besondere Rolle beim Erschließen dezentraler Flexibilitäten.
Für sie ist es entscheidend, auf den Aufbau von Fernwirktechnik, die intelligente Steuerung von Flexibilitäten und die Integration in bestehende Systeme vorbereitet zu sein, die die zunehmende Einspeisung von Erneuerbaren Energien und Sektorkopplung mit sich bringt. Projekte wie der Flexibilitätsmarkt von Alliander sind wichtige Lösungen, um die Transformation weg von fossiler und hin zu erneuerbarer, nachhaltiger Stromversorgung zu erreichen.
Interessante Links:
https://www.irena.org/publications/2018/Nov/Power-system-flexibility-for-the-energy-transition
https://www.dena.de/themen-projekte/projekte/energiesysteme/netzflexstudie/